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Donnerstagnachmittag: Die Klingel läutet zur siebten Stunde. Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 12 begeben sich auf den Weg zu ihrem Seminarfach. Während alle Schüler in ihren Klassenräumen sitzen und klassischen Unterricht haben, sieht man auf dem Pausenhof einen älteren Schüler mit einem jüngeren Schüler Fußball spielen. Im Forum spielen wiederum andere Gesellschaftsspiele und wieder andere machen sich auf den Weg zum Eiscafé. Bei diesem Anblick kommen bei dem ein oder anderen Fragezeichen auf. Was machen die Schüler da? Warum sind die Schüler nicht im Klassenraum? Diese Fragen lassen sich relativ einfach beantworten: Es findet das Seminarfach Mentoring von Herrn Schröder statt.

Seit dem letzten Schuljahr 21/22 bietet Herr Schröder dieses Seminarfach am AMG in Friesoythe an. Dies ist an das bundesweite Mentoringprogramm “Balu und Du” angelehnt. Hierbei bekommt jeder Mentee einen eigenen Mentor, welcher den Mentee ein Jahr lang begleitet. Die Mentees vom AMG, welche die 6. bis 8. Klasse besuchen, werden durch Lehrkräfte für das Mentoringprogramm empfohlen, da diese zum Beispiel den sozialen Anschluss in der Klasse oder in der Freizeit verloren haben. Die Mentoren, aus dem Jahrgang 12, haben sich alle freiwillig für das Seminarfach Mentoring entschieden. Mentor und Mentee treffen sich alle 2 Wochen für ca. 1,5 Stunden entweder in oder auch außerhalb der Schule, wie zum Beispiel im Schwimmbad. Die Orte der Treffen variieren je nach Aktivität. Bei den Treffen sind in der Regel nur Mentor und Mentee anwesend, sodass sich ihre Beziehung zueinander aufbauen und intensivieren kann. Die Treffen sind ganz individuell gestaltet. So wird zum Beispiel ein Eis essen gegangen, ein Spaziergang durch den Stadtpark in Friesoythe gemacht oder es werden Gesellschaftsspiele gespielt. Das übergeordnete Ziel ist dabei auf jeden Fall, die sozialen Kompetenzen sowie prosoziale Verhaltensweisen der Mentees zu fördern. Dabei ist zu beachten, dass jeder Mentor mit seinem Mentee auch individuelle Ziele verfolgen kann.

Herr Schröder, der Vertrauenslehrer am AMG, berichtet, dass er und Frau Hanekamp, Koordinatorin der Jahrgänge 7-10, während der Corona-Zeit über Schüler gesprochen haben, die durch Corona “hinten rübergefallen sind” oder die zuhause während des Distanzunterrichts keine Unterstützung bekommen haben. Da erinnerte er sich an das Projekt “Balu und Du”, das er während seines Studiums kennengelernt hatte. Und das führte schließlich dazu, dass das Seminarfach Mentoring 2021 am AMG etabliert wurde.

Die Mentoren hatten unterschiedliche Erwartungen an das Seminarfach: “Ich hatte die Erwartung, dass man nicht so theoretisch im Seminarfach arbeitet”, erzählt eine Mentorin aus dem Jahrgang 12 und eine Mentorin aus dem Jahrgang 13 berichtet: “Ich hatte die Erwartung, durch das Seminarfach besser mit Kindern umgehen zu können.” Diese Erwartungen wurden auch erfüllt und so sind die Gespanne an Rück- und Fortschritten in ihrer Beziehung gemeinsam gewachsen. 

Auf die Frage, ob es auch unangenehme Momente während der Treffen gab, kamen folgende Antworten: ”peinliche Stille” oder “Nichterscheinen zum Treffen”. Aber die Mentoren blicken dennoch ganz positiv auf das Verhältnis zu ihren Mentees. Denn gerade die kleinen Momente, in denen man sich beim Bowling gemeinsam über einen geworfenen Strike des Mentees freut, machen einen großen Unterschied. Ein Mentee erzählt, dass ihm besonders die größeren Unternehmungen wie der Besuch im Schwimmbad viel Spaß gemacht hätten. Ähnlich sieht es auch Herr Schröder: “Mein Eindruck aufgrund der Tagebucheinträge, die von den Mentoren geschrieben wurden,  war, dass die meisten Treffen gut liefen und funktionierende Beziehungen aufgebaut wurden. Die Erwartung, dass das Seminarfach nicht so theoretisch abläuft, wurde auch erfüllt. “Gerade am Anfang stehen der Austausch und die Reflexion sowie offene Fragen im Vordergrund”, schildert Herr Schröder.

Da das Seminarfach so gut bei den Schülern ankam, wurde es auch in diesem Schuljahr fortgesetzt. Interesse an dieser etwas anderen Art von Unterricht haben inzwischen auch andere Schulen, die dieses Projekt demnächst anbieten wollen.

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