Gehen, wenn es am schönsten ist: Der Gang über den rosa Teppich war der Höhepunkt der Mottowoche.

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16.11., 7:59 Uhr: Deutsch Vorabitur: Brotdosen stapeln sich neben Traubenzuckertürmen. Lieber noch den zehnten Kugelschreiber, die zehnte Farbe Textmarker rausholen, man weiß ja nie. Die Stimmung angespannt, aufgeregt, erwartungsvoll. Eine andere Aufregung, nicht vor dem Inhalt, nicht vor der Klausur an sich, sondern vor dem Ungewohntem. 

12:35: Und 5 Stunden später war es dann auch schon wieder vorbei, schneller als gedacht, ereignisloser, weniger besonders als gedacht. Irgendwie dann doch nur eine etwas längere Klausur. 

Und schon bei der letzten Vorabiklausur war der noch zuvor aufregende, Respekt erregende Rahmen dann auch schon vergessen. Nun dankbar für die zusätzliche Zeit. Erstaunlich, wie schnell aus Ungewohntem, Gewohntes werden kann, wie schnell aus Neuem Routine, Bekanntes werden kann. 

Der letzte Winter – Jahreswende 2023

Noch vier Monate bis zur ersten Abiklausur, noch so viel Zeit, das Abitur noch weit entfernt.

Doch schon im nächsten Moment fällt mir dann doch wieder auf, dass es der letzte Winter hier sein wird. Ein letztes Mal frieren, ein letztes Mal im Dunkeln zur Schule. Hitzefrei, stickige Busfahrten, viel zu warme Unterrichtsstunden – all das werde ich nicht mehr erleben, wie mir auffällt, als sich zwei Schülerinnen vor mir im Bus darüber unterhalten, dass es zumindest bei diesen eisigen Temperaturen noch nicht unerträglich heiß sei und dass es ja zum Glück noch nicht Sommer sei. 

Nächstes Jahr zu diesem Zeitpunkt, nein, schon am Ende des Jahres werde ich woanders sein, das Leben wird ein ganz anders sein. Nächstes Jahr werde ich woanders frieren. Die nächste stickige Busfahrt wird woanders hingehen. Plötzlich wirkt dann doch alles so nah, so ungewiss. Anders halt.

Die letzten Klausuren – Februar

Aus Fragen, Gesprächen über Kurse, sind längst Fragen wie: ,,Und was machst du eigentlich so nach dem Sommer?”  geworden. 

Während für viele aus meinem Jahrgang diese Frage schon längst beantwortet zu sein scheint, der Vertrag schon unterschrieben ist und nun nur noch die Frage nach der Wohnung, nach dem “Wann besuche ich dann eigentlich wieder meine Eltern?” geklärt werden muss, stelle ich mir noch die Frage, ob ich nach dem Sommer im Norden, Osten oder Süden wohnen werde. Werde ich 10 Stunden nach Hause brauchen oder doch nur eine halbe Stunde? Fragen über Fragen, eine Zeit der Ungewissheit. 

Der letzte Monat – März 

Aus Fragen zum zukünftigen Wohnort wurden dann schnell wieder von Fragen zum geplanten Mottokostüm verdrängt, der Fokus wieder auf das Hier und Jetzt gerichtet.

Die letzte Schulwoche stand an: 13 Jahre darauf hingearbeitet und wenn es dann soweit ist, kommt es doch irgendwie ganz unerwartet. Irgendwie fühlt man sich dann doch noch nicht bereit loszulassen. Loszulassen von dem, was immerhin 13 Jahre mein Leben bestimmt hat, meine Zeit eingeteilt und meine Ziele gesetzt hat. Eigentlich rausgewachsen, bereit für etwas Neues, möchte man dann doch Gewohntes noch nicht abgeben, noch nicht endgültig abschließen. Naja, die zwei allerletzten Schultage nach den Ferien bleiben ja noch für das noch hoffentlich eintreffende Gefühl, bereit zu sein, loszulassen, Neues anzugehen.

Und immerhin ist da dann ja auch noch das andere Gefühl, die andere Hälfte in mir, die sich dann doch auch sehr auf das Neue und auf das Ende Schulzeit freut. 

Ein ewiges Hin und Her zwischen ,,Ich bin noch nicht bereit, den Höhepunkt meiner Schullaufbahn jetzt wahrzunehmen. Ich bin noch nicht bereit, jetzt Abi zu schreiben” und “Die neue Zeit, die neuen Aufgaben, das Ende der Schulzeit kann nicht schnell genug kommen.”

Letztendlich muss man dann doch feststellen: Bereit, das ist man nie. Auch nach 13 Jahren nicht. 

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