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58 % der Wahlberechtigten waren bei dieser Bundestagswahl über 50 Jahre alt. 40 % waren sogar über 60. Nur 15 % waren 30 Jahre oder jünger.
Die junge Bevölkerung ist deutlich in der Minderheit. Und der demografische Wandel in Deutschland verschärft dieses Problem immer weiter. Der größte Teil der Bevölkerung wird immer älter, während die Geburtenraten schon lange nicht mehr so hoch sind wie noch vor 50 Jahren.
Das daraus resultierende Problem der Unterrepräsentation junger Menschen ist allerdings nicht nur äußerlich bedingt, es ist zum Teil auch selbst verschuldet, was zur zusätzlichen Verschärfung des Problems führt.
Denn die Wahlbeteiligung ist in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, also bei den Erstwählenden, mit 68,5 % am niedrigsten, während sie in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen mit 81 % so hoch wie in keiner anderen Gruppe sonst ist. Junge Menschen sind also nicht nur gesellschaftlich, sondern auch durch ihre niedrige Wahlbeteiligung im Wahlergebnis unterrepräsentiert.
Wenn die Altersgruppe junger Menschen zumindest repräsentativ für die gesamte Gesellschaft wäre, wären die Auswirkungen ja noch überschaubar. Das Problem liegt aber vor allem darin, dass junge Menschen im Schnitt anderes wählen als der Durchschnitt der Gesellschaft.
Junge Menschen haben andere Lebensschwerpunkte, Wünsche und Zielvorstellungen. Aktuelle Krisen und Herausforderungen betreffen diese gesellschaftliche Gruppe am nachhaltigsten.
Sie müssen noch mehrere Jahrzehnte mit den Konsequenzen einer nicht von ihnen bestimmten Politik leben.

Dass junge Menschen anders denken und anders wählen als ältere Menschen, war auch bei der Stimmverteilung der Erstwählenden bei der Bundestagswahl zu erkennen.
Während der Durchschnitt der Gesellschaft zu großen Teilen die große Koalition mit ihrem Wahlergebnis stützte, wählte der junge Teil der Bevölkerung vor allem grün und gelb. Oppositionelle Parteien, die neuen frischen Aufwind versprachen und in gewisser Weise so einen Gegenvorschlag zu den etablierten Parteien der alten Großen Koalition darstellten.
Erstwählende wählen also anderes als der Durchschnitt der Gesellschaft. Daraus ergibt sich ein Problem: Jungen Menschen in Deutschland fehlt es an dringend benötigter Repräsentanz.
Deshalb: Wahlalter ab 16!
Das Wahlalter, auf 16 herabzusetzen, so wie es die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag geplant hat, hat zunächst einmal einen ganz logischen Vorteil: die Anzahl an Wahlberichtigten unter 30 erhöht sich. Dem demografischen Wandel wird entgegengewirkt. Das gleicht ungleiche Verhältnisse aus und erhöht so die Repräsentanz junger Menschen.
Eine Herabsetzung auf 16 Jahre löst aber nicht nur das Repräsentationsdefizit junger Menschen, es bringt auch viele andere positive Nebenfolgen mit sich.
Die Partizipation junger Menschen, vor allem derer unter 16, wird durch ein Herabsetzung des Wahlalters erheblich verbessert. Wie soll man was bewegen, wenn einem das höchste Mittel der politischen Partizipation enthalten wird? Möglichkeiten der Mitbestimmung wie die Juniorwahl machen den Anschein, junge Menschen unter 18 hätten die Möglichkeit, mit ihrer Stimme etwas zu ändern.
»Doch die Ergebnisse der U18- und Juniorwahlen sind letztendlich nicht mehr als eine gute Werbemöglichkeit für ihre Gewinner. Politische Tragweite sucht man hier vergebens.«
Und das wären noch längst nicht alle positive Folgen einer Herabsetzung. Ganz nebenbei würde man die Wahlbeteiligung auch in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, das Interesse für politische Bildung und die Wahrnehmung ihrer Interessen erhöhen. Auch der unübersichtliche Flickenteppich hätte so endlich ein Ende. Denn wer soll dem 16-Jährigen aus Niedersachsen erklären, warum er bei einer Landtagswahl noch nicht wählen darf, sein nur ein paar Meter entfernt wohnender Freund mit 16 Jahren in Hamburg aber schon.
Warum also nicht einfach „mehr Demokratie wagen“ und jungen Menschen ab 16 echte Verantwortung zuschreiben, eine wirkliche Stimme geben, die wirklich etwas verändern kann und nicht nur Schein ist. So viel Respekt sind wir es ihnen und der gesamten Gruppe der jungen Menschen wert.
Im neuen Koalitionsvertrag taucht dieses Vorhaben, nachdem es lange Jahre so fern schien, nun endlich auch auf. Doch eine Umsetzung ist deshalb noch lange nicht sicher.
Denn dafür bräuchte man eine ⅔-Mehrheit, der Ampelkoalition müssten sich weitere Parteien anschließend. Genauer gesagt: Die CDU, die eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahren zuletzt sehr kritisch sah und bremste, müsste überzeugt werden. Eine Zustimmung alleine von der Linken, die eine Herabsetzung des Wahlalters ebenfalls befürworten, reicht nicht.
Doch durch den Auflistung im Koalitionsvertrag wurde die Herabsetzung zumindest Mal wieder konkret in den Diskurs gebracht und die Chancen für eine Senkung stehen so gut wie noch nie zuvor.
Danke, Ampel!