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Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist das größte Schulnetzwerk Deutschlands. Mehr als 4.000 Schulen tragen diesen Titel. Seit dem 23.06.2023 ist auch unsere Schule ein Mitglied dieses Netzwerkes. Aber geht das eigentlich, eine Schule ohne Rassismus?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erstmal klären, was Rassismus eigentlich ist. Rassismus nennt man die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie „Rasse“, Hautfarbe, Sprache oder ethnische Herkunft die Missachtung und Überlegenheit einer Person oder Personengruppe rechtfertigt. Rassismus kann in allen Teilen der Gesellschaft auftreten, also auch an Schulen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung erfahren 60 Prozent und damit mehr als die Hälfte aller Schüler in Deutschland Ausgrenzungen, Hänseleien oder sogar körperliche Gewalt in der Schule. Insgesamt ein Viertel der Befragten fühlen sich an ihren Schulen nicht sicher. Da Kinder und Jugendliche, wie man an der Studie sieht, grausam sein können, lässt sich also auch Rassismus an Schulen leider nicht vermeiden. 158 Rassismus-Fälle wurden der Initiative für ein diskriminierungsfreies Bildungswesen (IDB) 2022 gemeldet. Allerdings können sich Menschen wie Herr Schröder bei uns am AMG gegen Rassismus an Schulen einsetzen, um Schüler wie auch Lehrer zu sensibilisieren.
Aber wie kann sich Rassismus an Schulen äußern? Zum einen können andere Schüler Schüler mit Migrationshintergrund rassistisch beleidigen oder ausgrenzen. Natürlich kann Rassismus auch von Lehrern kommen. Der äußert sich häufig in schlechterer Bewertung von Schülern mit einer anderen Herkunft.
Wir alle haben zum Beispiel schonmal davon gehört, dass Schüler aufgrund ihrer Herkunft von Lehrern benachteiligt werden. Eine Studie aus dem Jahre 2018 von der Universität Mannheim zeigt, dass Schüler mit Migrationshintergrund von angehenden Deutschlehrern stark benachteiligt werden. 204 Studierende bekamen ein identisches Diktat mit derselben Fehler Anzahl, der einzige Unterschied war der Name, einmal Max und einmal Murat. Das Diktat von Murat wurde wesentlich schlechter benotet als das von Max. Dies zeigt uns, dass auch angehende Lehrer am besten schon in der Ausbildung sensibilisiert werden sollten.
Vor allem sollten auch die schon beschäftigten Lehrkräfte sensibilisiert werden. Lehrer eines fortgeschrittenen Alters sind zum Beispiel noch an veraltete Verhältnisse gewöhnt und gehen mit gewissen Vorurteilen in den Unterricht. Diese Lehrer sagen vielleicht etwas im Unterricht, worüber früher noch gelacht wurde, was heute aber sehr verwerflich oder sogar beleidigend ist. Oder die Lehrkraft verwendet überholtes Unterrichtsmaterial, welches rassistische Äußerungen oder Ähnliches enthält.
Bei einem Rassismus-Fall 2018 in Sachsen wurde ein 20 Jahre altes Schulbuch verwendet, wo den Schülern die Aufgabe gestellt wurde Bilder von Menschen „negriden“, „europiden“ und „mongoliden“ Rassenkreisen zuordnen. Dies war keinesfalls ein Einzelfall, z.B. wurde in einer hessischen Grundschule ein Wilhelm-Busch-Gedicht genutzt, um Schülern adverbiale Bestimmungen zu erläutern. In dem Gedicht heißt es unteranderem: „Ein Mohr, aus Bosheit und Pläsier, erschießt das Elefantentier.“ Auf der dazugehörigen Zeichnung wird der Mensch sehr affenähnlich dargestellt. Mohr ist eine veraltete deutsche Bezeichnung einer dunkelhäutigen Person. Das Problem ist hier, dass eine Menschengruppe als böse und affenähnlich dargestellt wird. Der Schulbuchverlag, der das Arbeitsblatt veröffentlichte, erklärte, dass die Kopiervorlage schon vor 15 Jahren ausgetauscht wurde.
Den Vorwurf mangelnder Sensibilität sollte also denen gemacht werden, die jahrzehntelang bedenkenlos ihre längst überholten Materialien nutzen. So etwas darf in unserer Gesellschaft nicht auftreten. So heißt es in §2 des Niedersächsische Schulgesetz: „Die Schülerinnen und Schüler sollen fähig werden, ihre Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Toleranz sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter zu gestalten[.]“ Als Lehrkraft hat man die Aufgabe, die Schüler und Schülerinnen nach diesem Gesetz zu bilden, und genau dies sollten sie auch tun.
Die Aktion Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage hat sich zur Aufgabe gemacht Rassismus und Diskriminierung an Schulen gegenzuwirken. Wir als Partnerschule verpflichten uns genau dazu. Also sollten wir diesen Titel mit Stolz tragen und diesen Ruf wahren.