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Naturkatastrophen sind prägende historische Ereignisse. Manchmal betreffen ihre Folgen sogar die ganze Welt. Solche besonderen Ereignisse wollen wir euch in den nächsten Monaten vorstellen und beginnen dafür mit einem heftigen Vulkanausbruch.
Der Ausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa war der größte Ausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde. Er ereignete sich 1815 und hatte einen Wert von 7 auf dem Vulkanexplosivitätsindex. Von vergleichbarer Größe war ein Ausbruch des Taupo auf Neuseeland, der sich im Jahre 220 ereignete. Allerdings lebten zu dieser Zeit noch keine Menschen auf Neuseeland.
Anders war es 1815 auf Sumbawa! Der Vulkanausbruch förderte 160 Kubikkilometer Asche und hinterließ einen 7 Kilometer großen Krater, als der Gipfel des Vulkans nach der Eruption einstürzte. An den unmittelbaren Folgen des Ausbruches starben ca. 12.000 Menschen. An den Spätfolgen der Eruption starben mindestens 71.000 Menschen. Sie wurden Opfer des vulkanischen Winters, der 1816 weite Teile von Nordamerika und Europa im Griff hatte und durch den Ausbruch ausgelöst wurde.
Asche und Schwefelsäure verteilten sich global und ließen die globalen Durchschnittstemperaturen im Folgejahr der Eruption um 3° C sinken. Chaotische Wetterverhältnisse, Missernten und dadurch bedingte Hungersnöte waren die Folgen. Das Jahr 1816 nannte man daher „Das Jahr ohne Sommer“.
Der katastrophale Ausbruch ereignete sich nicht ohne Vorwarnung und es ist unklar, warum die Menschen die Gegend um den Vulkan nicht verließen. Erste Eruptionen ereigneten sich bereits 1812. Am 5. April 1815 trat der Tambora dann in eine neue Eruptionsphase ein. In der Literatur werden die ersten Eruptionen als mittelstark beschrieben. Sie waren aber immerhin so stark, dass die Einwohner im 1260 km entfernten Batavia (dem heutigen Jakarta) Explosionen hörten. Ein Tag später kam es zu ersten Ascheniederschlägen auf Ostjava, rund 500 km davon entfernt. Die Stärke der Eruptionen steigerte sich. Am 10. April wurden große Mengen an Bimsgestein ausgeworfen und Augenzeugen berichteten von 3 Flammensäulen, die sich am Himmel vereinten. Der Ausbruch hinterließ eine 20-30cm hohe Ascheschicht.
Am späten Abend des gleichen Tages entstanden multiple pyroklastische Ströme (Lawinen aus heißer Asche, Gasen und Gesteinsstücken), die sich in allen Richtungen ausbreiteten und das Dorf Tambora zerstörten.
Als die Magmakammer entleert war, stürzte der Gipfel des 4300 m hohen Vulkans ein. Die dadurch entstanden Flutwellen zerstörten die Küsten von Flores und Timor, den weiter östlich gelegenen Inseln. Die heutige Höhe des Tambora beträgt nur noch 2851 Meter. Die finalen Detonationen waren noch auf Sumatra zu hören, in mehr als 2600 km Entfernung! Die Energie, die bei den Eruptionen freigesetzt wurde, entsprach dem 170.000-fachen der Hiroshima-Atombombe. Die atmosphärischen Druckwellen wurden noch in 15.000 km Entfernung registriert.